- Zugriffe: 2938
Fisch und Fischerei
Fische und Fischer gehören zum Meer wie Sonne und Wind, deshalb sind die wettergegerbten Gesichter der Fischer beliebte Fotomotive. Da Pommern das Land am Meer ist, befassen sich viele Erzählungen und Geschichten mit den Kampf der Fischer mit den Naturgewalten.
Um Usedom hat die Ostsee einen geringen Salzgehalt von 0,7% (Nordsee 3,5%) und ist hier eher ein Brackwassermeer. Da ihr die Gezeiten fehlen, regeln nur Wind und Strömungen ihren Wasserstand. In der Ostsee leben auch einige Süßwasserfischarten wie Hecht, Zander, Plötz und Blei.
Einige alte Zeitungsberichte
Seit einigen Tagen ist auf der Oder zwischen Greifenhagen, Gartz, Fiddichow und Schwedt der Neunaugenfang in vollem Gange, derselbe fällt diesmal besonders lohnend für die Fischer aus. Es werden auf diesen Strecken täglich hundert Schock und darüber gefangen. Der Preis für eingemachte Neunaugen beträgt 9 Mark je Schock.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1890
Ein sensationeller Fischfang
Neuendorfer Fischer (heute Wiselka auf der Insel Wolin) haben gestern einen Stör von 274 Pfund gefangen.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 23.4.1890
Ein strammer Bursche
In der Nordsee hat man kürzlich einen riesigen Heilbutt gefangen. Er hatte ein Gewicht von über 2 Zentner und ist damit das größte jemals gefangene Exemplar.
Swinemünder Zeitung 1932
Zempin
Gestern fanden hiesige Fischer in der Ostsee einen toten Seehund. Dieser hatte das respektable Gewicht von 2 Zentnern und eine Länge von 2 Meter. Das Tier hatte eine sehr dicke Fettschicht, so daß der Ertrag des gewonnenen Trans nicht unbedeutend war. Das schöne große Fell werden die Fischer verkaufen.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 14.09. 1890
Jörike Stenn am Voßberg auf dem Gnitz, hier fingen die Fischer am 11. Februar 1769 in einer Stunde 27 Schümer (312 Scheffel) Bleie.
1900 stifteten Zempiner Garnfischer Kronleuchter für Koserower Kirche. Sie hatten auf einen Fischzug 800 Zentner große und 50 Zentner kleine Bleie gefangen.
Verkaufserlös: 13 000 Mark
1910 wurden im Achterwasser Fänge im Wert von über 400 000 Goldmark erzielt. Wobei Aal, Hecht und Zander die Spitzenposition einnahmen.
Die Strand- und Küstenfischerei war ein risikoreicher und krisenanfälliger Beruf, durch Verlust von Netzen, Booten und Leben. Von 1850-1905 blieben 23 Ahlbecker Fischer auf See!
Noch 1910 schrieb Christiansen in seinem Usedomführer: „Der Fischer unserer Küste kann wohl unversehens ins Wasser fallen, auch von Sturm und Unwetter durchnäßt werden - aber er badet nicht.
Wann schmecken die Fische am Besten?
Lachs: März – September
Forelle: April – September
Karpfen: Januar – März und August – Dezember
Schlei und Barsch: Zur gleichen Zeit
Hechte: Juni - Januar
Zander: Januar – März und August – Dezember
Datum unbekannt
Am Stettiner Bollwerk
„Haben Sie Karpfen?“ Fragt ein Mann eine Fischhändlerin.
„Jawohl, die sin ganz frisch!“
„Dann suchen Sie doch bitte die drei besten aus und werfen sie mir zu!“
„Ick sall die Fisch röwerschmieten?
„Ja, ich möchte meiner Frau mit ehrlichem Gewissen sagen können, daß ich die Fische gefangen habe.“
Bei der als „Fischer Laura“ bekannten Händlerin, die nur in Männerkleidung ging, kaufte man am besten lebende Fische. Laura wog die Fische ab, legte sie den Kunden in die Tasche und deckte dann eine Zeitung drüber. Eines Tages sagte eine junge Frau zu ihr: „Sagen Sie mal Laura, sind die Fische auch wirklich frisch? Die sind ja so still“
Da antwortete Laura in Ihrem tiefen Baß: „Wenn de Fisch wat tau läsen hewwen, sind`s immer still!“
Granzow
Stettin Schiffsunfälle
Beim Verholen stießen gestern Nachmittag zwischen den Brücken der schwedische Dampfer „Mimer“ und ein Kahn derart zusammen, daß der Kahn das Ruder des Dampfers traf. Durch den starken Ruck entfuhren dem steuernden Matrosen die Speichen des Steuerrads, welches hierauf mehrere Male mit solcher Kraft herumfuhr und gegen das rechte Bein des Matrosen schlug, daß sämtliche Speichen abbrachen und der Matrose schwere Verletzungen erlitt.
Usedomer – Zeitung 31.Oktober 1889
Der Fischer Karl Theschow aus Balm ( Usedom ) verholte heute Vormittag mit seiner Quatze rückwärts stromab durch die Baumbrücke und befestigte das Heck an einer Pfahlgruppe, um zu wenden. Zugleich wurden aber auch die Segel gehißt und diese von dem lebhaftem Winde gebläht, sprengten nun das Befestigungstau sodaß das Fahrzeug in schneller Fahrt nach dem Dampfbollwerk zu schoß und gegen den dort liegenden Dampfer „Salamander“ stieß.
Usedomer – Zeitung 1889
Heimatstube Loddin
Im Bahnhof Kölpinsee befindet sich u. a. die Heimatstube Loddin. Es ist ein altes Fischerdorf und sein Name hat slawischen Ursprung, er kommt von loddino was soviel wie an der Lachsbucht bedeutet.
Da die Fischerei eine wichtige Erwerbsquelle im Ort war, nimmt die Fischerei in der Heimatstube breiten Raum ein. Auf einer Tafel ist u. a. Paul Biedenweg, der ältere Herr mit dem Stör, zu sehen. Er war nicht nur Fischer sondern ein Loddiner Original.
Das Achterwasser war zugefroren und Paul Biedenweg beschloss einer Leidenschaft der Eisfischerei nachzugehen. Über diese schwere und seltene Arbeit wollte auch ein Reporter berichten und die dazugehörigen Fotos liefern. Voller Elan ging er mal vorwärts mal rückwärts um das große Loch im Eis herum und war auch von Paul Biedenweg nicht zu bremsen. Bei der Suche nach den richtigen Standort für ein gutes Foto machte er dann rückwärts einen Schritt zuviel und landete im Eisloch. Sofort war Paul Biedenweg zur Stelle und befreite den Reporter aus seinem Eisloch. Zu Hause am warmen Ofen und später hat Paul Biedenweg diese und andere Geschichten oft erzählt und dabei in seinen Bart geschmunzelt.
Heimatmuseum Zinnowitz
Das Museum im Bahnhof Zinnowitz liefert breite Informationen über Zinnowitz und ist außerdem Standort der Historischen Gesellschaft Zinnowitz. Auch in Zinnowitz war Fischer ein häufiger Beruf. Viele Fotos und Arbeitsgeräte bringen uns den schweren Beruf des Fischers nahe. Wer mit den Fischern zu früher Stunde auf das weite Meer gefahren ist und die Stille und erwachenden Morgen erlebt hat, versteht die Liebe der Fischer zu ihrem Beruf.