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Vineta
Adam von Bremen (er war um 1075 Domherr und Priester in Bremen) schrieb in seiner "Hamburgischen Kirchengeschichte:"
Östlich von den Lutizen fließt die Oder und an ihrer Mündung liegt die prächtige Stadt Jumne. Es ist die größte Stadt, die es in Europa gibt. Die Bewohner sind Slawen und auch andere Völker und es gibt Waren aller nordischen Nationen. Das Meer erscheint dort in dreifacher Gestalt, denn die Halbinsel hat drei Gestade Das eine soll ganz grün sein, das andere weisslich, das dritte liegt unter tobenden Fluten bei ständigem Sturme. Dort befindet sich ein „Vulkanstopf“, was die Einwohner griechisches Feuer nennen. Von dieser Stadt gelangt man in kurzer Ruderfahrt nach Demmin, das an der Mündung der Peene liegt, wo auch die Rügener wohnen. (Auszug)
Dieses Buch wurde hundert Jahre später fast wörtlich in der Slawenchronik von Helmbold von Bosau abgeschrieben. Von beiden Büchern wurden im Laufe der Jahrhunderte unzählige Abschriften verfasst, wodurch die Geschichte von der großen Stadt Jumne immer weiter verbreitet wurde.
Im Mittelalter setzte man Vineta im Einklang mit dem dänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammmatikus ( um 1200 n. Chr. ) mit der Stadt Wollin gleich.
In Wollin fehlte jedoch:
- Der Topf Vulkans (Leuchtturm)
- Das weiße , grüne und stürmische Meer
- Die kurze Ruderfahrt nach Demmin
Für Wollin (polnisch Wolin) spricht gemäß alten Überlieferungen:
- Der im Norden gelegene Silberberg mit vielen Funden aus der vor- und slawischen Zeit
- Der im Süden gelegene Galgenberg mit zahlreichen Gräbern slawischen, aber auch wiking`schen Ursprungs
Die Stadt entstand aus 3 Siedlungen, wobei am Flussübergang das Zentrum lag. Außerdem legten die polnische Archäologen am Woliner Stadthafen Palisadenhäuser frei und wiesen zwischen Galgenberg und Silberberg vier Häfen nach.
Das Team unter der Leitung von Prof. Filipowiak fand bei Ausgrabungen über 200 000 Bernsteinstücke. (in 2 Werkstätten 50 000), außerdem Keramik und Kämme. Auch fand man sehr viele arabische Münzen und einen 11,5kg schweren Münzschatz, sowie ca. 250 000 Knochenreste.
Bei einem entdeckten Tempel mit Pferdestall, stank der Pferdemist noch nach 1000 Jahren.
Auf dem Galgenberg fand man sehr viel Asche vom Vulkanstopf (Leuchtturm), somit scheint das Fehlen des Leuchtturms aufgeklärt zu sein.
Schon 1140 wurde die Stadt Julin genannt. Sie ist auf einer Sandbank entstanden. (Jumna heisst eine Insel in Estland) Sie hatte mit ca. 10 000 Einwohner keine Konkurrenz im Ostseeraum. Im 16. Jh. schrieb Kantzow, dass Vineta im Wasser versank.
Koserow
Vom Vinetariff vor Koserow waren noch ca. 1770 die großen Decksteine der versunkenen Hünengräber sichtbar, diese gaben Anlass für viele Sagen und Geschichten. Die Entdeckung Koserows als Badeort ist eng mit der Vineta-Sage verbunden. Und auch heute noch geht von der Stadt, die für ihre Verschwendungssucht bestraft wurde, ein einzigartiger Reiz aus.
In ihr ließen die Bewohner die Häuser mit Gold decken und die Kinder spielten mit Silbermurmeln. Bis eines Tages eine Wasserfrau über dem Meer auftauchte und die Stadt dreimal warnte, dann ging sie mit allen Bewohnern unter. Am Strand von Koserow soll die Stadt dann wieder auftauchen und kann nur von einem Sonntagskind aus seinem traurigen Los befreit werden.
Es ist ein herrlicher Ostermorgen und nur ein Schäferjunge hütet seine Herde in der Nähe des Strandes von Koserow. Plötzlich sah er eine Stadt aus dem Meer emporsteigen.
Vineta
Aus des Meeres tiefem Grunde
Klingen Abendglocken dumpf und matt,
uns zu geben wunderbare Kunde
von der schönen alten Wunderstadt.
In der Fluten Schoß hinabgesunken,
Blieben unten ihre Trümmer stehen,
Ihre Zinnen lassen goldne Funken
Widerscheinend auf dem Spiegel sehen.
Barth
Da sowohl Koserow als auch Wollin (Wolin) verhältnismäßig weit von Demmin (Beschreibung durch Adam von Bremen) entfernt sind und das schäumende Meer fehlt, stellten 1998 die Berliner Wissenschaftler Goldmann und Werbusch die These auf, Vineta habe vor Barth gelegen. Daraufhin ließ sich die Stadt Barth den Namen Vineta beim Patentamt in München schützen, nennt sich heute Vinetastadt und besitzt ein eigenes Vinetamuseum.
"Spuren"
SwinemündeZum Schutz des Hafens und der Swineeinfahrt vor Versandung baute man von 1818-1823 zwei Molen ins Meer. Die für den Bau der Molen (die Ostmole war ca.1400m und die Westmole ca. 1000m lang) benötigten Steine wurden aus dem Meer geholt. Das Vinetariff von Koserow wurde hierbei völlig in die Swinemünder Molen eingebaut. Es konnten jedoch trotz gründlicher Untersuchung an keinem der Steine Spuren einer Bearbeitung festgestellt werden.
Nichtsdestotrotz eignet sich ein Molenspaziergang vorzüglich dazu, um von der versunkenen Stadt Vineta zu träumen. Die im Jahre 1895 beim Baggern im Swinestrom gefundenen zwei Glocken wurden im Volksmund euphorisch als Vineta-Glocken bezeichnet. Auf der Karte steht dann auch treffend: VINETA, die versunkene Stadt, jetzt Swinemünde.
Koserow
Ein von Koserower Fischern aus der Ostsee geborgenes Kruzifix wird im Volksmund als "Vineta-Kreuz" bezeichnet. Heute befindet sich das "Vineta-Kreuz" in der Koserower Kirche.