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Essen und Trinken in Pommern
In folge einer Wette verzehrten 2 hier wohnhafte Kahn- bzw. Bootsfahrer am vergangenen Sonntage in einem hiesigen Gasthofe für 300 Mark 60 Stück Knoblauchwürste. Ohne später die geringsten Beschwerden zu haben.Usedom-Wolliner Dampfboot, 05.09.1889,Gollnow
Das Opfer einer unvernünftigen Wette wurde am vergangenen Dienstag ein Fleischermeister aus Usedom. Derselbe wettete im Kruge mit seinem Gesellen, dass er innerhalb einer Viertelstunde 12 Flaschen Bier vertilgen wolle. Der Meister verlor die Wette!
Im nächsten Krug wurde Wein getrunken. Am anderen Morgen wurden beide im Fleischerwagen gefunden.
Der Fleischermeister war tot!
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1889
Was ist ein Stammtisch?
Ein Stammtisch ist in einem bestimmten Lokale ein bestimmter Tisch in einem bestimmten Winkel, an dem zur bestimmten Stunde bestimmte Gäste auf ihren bestimmten Plätzen sich niederlassen, um bei der Vertilgung einer bestimmten Menge eines bestimmten Getränkes
aus bestimmten Gläsern über bestimmte Themen zu sprechen und dann zur bestimmten Stunde aufbrechen, weil man zur bestimmten Zeit zu Hause bestimmt erwartet wird.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1889
Die leidige Gewohnheit bei kaltem Bier die verkorkten Flaschen in den Ofen zu stellen, hat ein 19 jähriges Fräulein F. sehr büßen müssen. Als die junge Dame die Flasche wieder aus dem Ofen nehmen wollte, erdröhnte ein Knall und Hunderte von Glassplittern flogen dem Mädchen ins Gesicht und verletzten es schwer.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 21.12 1889
Reichsgesetz vom 25.06.1887
Gastwirte und Bierhändler bedienen sich noch häufig zum Reinigen von Bierflaschen der bleiernen Schrotkörner, es kommt dabei öfters vor, daß Schrotkörner am Boden der Flaschen festkleben.
Es dürfen keine Gefäße verwendet werden, in denen sich Rückstände von Zink und Blei befinden.
Ansonsten Bestrafung bis zu 150 Mark!
Usedom-Wolliner Dampfboot, 26. Dezember 1890
Triftiger Grund
A.„Warum schicken Sie denn Ihre Köchin fort? Sie sagten doch immer, dass sie so vorzüglich kocht!“
B.„Ja, alles was recht ist, aber die kocht so gut, dass niemals mehr etwas zum Abend übrig bleibt.“
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1889
Zwei Männer sitzen noch spät abends am Kneiptisch.
Sag`August, was sagst Du denn Deiner Frau, wenn Du so spät nach Hause kommst?
Ich sage nur: Guten Abend! Alles andere sagt meine Frau.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 4.Juni 1890
Freest
Der lange eiserne Stab, auf dem die Flundern zum Räuchern aufgehängt werden, glitt beim Abnehmen der fertigen Ware so unglücklich in die Hand der Frau Räuchereibesitzerin Rabe, daß letztere infolge des Schrecks und der Schmerzen 2 Stunden ohnmächtig wurde.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 30.Juni 1890
Poesie und Prosa Usedom
Frau Wirtin hat sie gut Bier und Wein? Wo hat sie ihr schönes Töchterlein?
Ick hew blot Dünnbier un suur Melk, un min Dochter mütt Meß uploaden.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 16.Juli 1890
Hochdeutsch: Ich habe nur Dünnbier und saure Milch und meine Tochter muss Mist aufladen.
Wo man singt, da laß Dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder
Wo man trinkt, da weile unerschrocken, böse Menschen sitzen immer trocken, usw.
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1890
Die teure Rechnung
Gast: Sie Kellner, ich möchte zum Braten etwas Saures!
Kellner: Ich werde Ihnen sogleich Ihre Rechnung übergeben!
Usedom-Wolliner Dampfboot, 1890
Lüchting, frett Fisch, de Tüften sind düer!
Zu einem biederen Tucker in Wollin kam einst ein armer Reisender und bat um ein Almosen. Da gerade das Mittagsessen auf dem Tische stand – Kartoffeln und selbstgefangene Fische, so wurde er gebeten an der Mahlzeit teilzunehmen. Da der Reisende überwiegend Kartoffeln aß, sprang der Wirt nach einer Weile zornig auf und rief: „Du Lüchting, frett Fisch, de Tüften sind düer!“
Usedom-Wolliner Dampfboot, 6.Juli 1890
Heutzutage ist es anders!
Über den Appetit der Pommern gibt es den Spruch:
Der kleine Unterschied:
In Mitteldeutschland gab es die Redensart:
Die Ente ist ein seltsamer Vogel,
zum Frühstück zu viel, zum Mittag zu wenig.
In Pommern gab es dagegen den Spruch:
De Gaus is en slichten Vagel,
taum Frühstück tau veel,taum Middag tau wenig.
Die Gänsebraten-Kartoffel
Die aus Peru stammende Kartoffel hatte einen schweren Start in Pommern. Gibt es doch den alten Spruch: „Wat de Buer nich kennt, dat frett hei nich." Im 18. Jh wurde mit List und Druck versucht, die Verbreitung zu fördern. So wurde ein pommerscher Dorfvorsteher zum „Erfinder“ der Gänsebraten-Kartoffel. Zu diesem Zweck lud er die wichtigsten Bauern zu sich ein und ließ eine stattliche Gans braten. In den Bratdunst der Gans legte er die benötigte Menge Kartoffeln, so dass diese den Gänseduft kräftig annahmen. Als die Bauern zum Essen kamen, rochen sie den köstlichen Bratenduft, bekamen aber nur Kartoffeln serviert.
„Ihr habt ja gerochen, wie lecker es bei uns nach Gänsebraten duftet,“ sagte der Gastgeber. „Dieser Duft kommt allerdings nicht von der Gans, sondern von der Gänsebraten-Kartoffel, wie ihr sie vor euch habt. Wenn ihr sie esst, werdet ihr merken, dass sie nicht nur nach Gans riecht, sondern auch nach Gans schmeckt.“ Nach dem wohlschmeckenden Mal, waren die Bauern vom Kartoffelanbau überzeugt.
Kampf dem Alkohol
Um 1830 setzte eine Anti-Alkoholbewegung ein, die 1838 zur Gründung eines Mäßigkeitsvereins führte. Ein Materialwarenhändler hängte daraufhin folgenden Vers an die Ladentür: „Hier wird kein Branntwein mehr verkauft, weil sich die Welt ins Verderben sauft“. Daraufhin nutzte sein Nachbar, ein Viktualienhändler die Gelegenheit für sich aus, indem er sein Geschäft um einen Schanktisch erweiterte und an seiner Ladentür folgenden Spruch anbrachte: „Dann ist hier durch Gottes Gnaden schon wieder ein neuer Branntweinladen“.